Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk 2025

Am 7. Februar 2025 wurde der 73. Hessische Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk verliehen. Der feierliche Festakt fand im Rahmen der internationalen Konsumgütermesse Ambiente statt, auf der bis zum 11. Februar die Ausstellung der Arbeiten aller 25 Nominierten zu sehen war.

Weitere Informationen zu den glücklichen Gewinnern*innen und die Begründungen der Jury finden Sie unten stehend.

 

Bildunterschrift

Fabio Vogel hat an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK) und an der Burg Giebichenstein Halle studiert. 2012 hat er sich mit einem Design Studio in der Nähe von Hannover selbständig gemacht. Darüber hinaus ist er seit 2016 an der HAWK in Hildesheim als Lehrbeauftragter tätig.

In seinem Studio entwirft und entwickelt Fabio Vogel Objekte und Inneneinrichtungen: Möbel, Lifestyle Accessoires sowie zeitgenössische Sammler- und Designobjekte, für die er bereits zahlreiche Auszeichnungen erhielt. 

Zum Wettbewerb reichte Fabio Vogel eine Gruppe von Glasobjekten 105 LTR FORMS ein, die die Jury überzeugte, ihm den 1. Preis zuzuerkennen. Ausschlaggebend dafür war die besondere Herangehensweise an das Material Glas und der innovative Produktionsprozess.

Als Basis für die Formgebung dient Vogel ein feuerfestes textiles Material, in das das heiße Glas eingefüllt wird. So kann während des Prozesses das Material noch per Hand verformt werden. Das Textil hinterlässt auf der Oberfläche des Glases ein zartes Dekor. Es wird nachträglich abgestreift. Der obere Glasrand wird geglättet, so dass ein starker Kontrast zum restlichen Glaskörper entsteht. Die Standfläche zeigt einen schönen Faltenwurf und lässt damit Reminiszenzen an das textile Trägermaterial erkennen.
www.vogel-studio.com

 

Ludwig Menzel wurde 1964 in eine Keramiker-Familie hineingeboren. Er verfolgte jedoch einen anderen Weg. 1990, nach Abschluss seiner Ausbildung an der Zeichenakademie Hanau, trat er in die Werkstatt des international renommierten Gold- und Silberschmieds Hermann Jünger ein. 10 Jahre lang lernte er vom Großmeister, bevor er in Berlin seine eigene Werkstatt aufbaute. 

Hier hat er in den letzten Jahrzehnten seine ganz eigene Ästhetik entwickelt, in der sich ein spielerischer Drang zum Experimentieren und Hinterfragen des Vertrauten durch technische Meisterschaft manifestiert. Seine Werke sind Ausdruck ungezähmter Kreativität, die national wie international Anerkennung findet.

Zum Wettbewerb reichte er einen aus Messing gegossenen Kerzenleuchter ein, bei dem die Kerzen einarmig angehoben werden und dadurch über der Tafel schweben. Der Leuchter überzeugte die Jury durch seine besondere dreidimensionale Optik und raue Haptik. Der Guss wird nicht geglättet oder poliert, sondern bewusst scheinbar unperfekt gelassen. Der Leuchter mutet surrealistisch an und erinnert an Werke Dalis. www.ludwig-menzel.de

 

Den dritten Preis erkannte die Jury der vielfach ausgezeichneten Schmuckgestalterin Lydia Hirte aus Dresden zu. Ihre Arbeiten sprechen von einer tiefen Faszination für die Flexibilität des Zeichenkartons und die Kraft, die er der Gestalterin entgegensetzt. Bei Hirte nimmt das eher flexible und weiche Material Papier durch die eigens von ihr entwickelte Technik eine erstaunliche Stabilität an. 

Hirte mag es, den Widerstand zu spüren, der ihr vom Zeichenkarton entgegengesetzt wird. Auf diese Weise kreiert sie skulptural schmückende Gebilde, geprägt von Räumlichkeit, Richtung und Bewegung.

Sie schneidet die Formen von Hand. In der Form gleich, haben sie leicht unterschiedliche Längen. Bemalt mit selbstgemischten Kalligrafie-Tuschen, werden die Streifen lasiert. Im Ofen wird die Restfeuchte entfernt. Zu einem Bündel gefasst, fixiert die Schmuckgestalterin sie an einer Stelle und beginnt in den Bündelenden Spannung aufzubauen und sie zu bewegen. Dabei tastet sie sich vorsichtig an die endgültige Form heran, um zu entscheiden, wie und wo die Enden platziert werden müssen, um die Dreidimensionalität des Schmuckstücks zu erzeugen. Durch Festzurren mit Perlseide erfolgt die endgültige Fixierung. Abschlussarbeiten machen es als Schmuckstück tragbar.
www.lydiahirte.de

 

Nach ihrem Abschluss des Studiums der Philosophie in Leipzig studierte Anna Wanitschke an der Burg Giebichenstein in Halle Industriedesign. Dort lernte sie das Porzellan kennen und lieben. 2021 absolvierte sie ihren Master im Studiengang Produktdesign. Es folgten diverse Praktika, unter anderem in Japan und Schweden sowie in einem Designstudio in London. 2022 gründete sie gemeinsam mit Julia Wende das Studio WENWAN. 

Zum Wettbewerb um den Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk hat Anna Wanitschke zwei Bürstensets eingereicht, bei denen sich der Besatz der Bürsten vom Körper trennen lässt. So kann dieser idealerweise im Biomüll entsorgt, der Bürstenkörper aber gereinigt und mit neuem Besatz versehen werden. Wanitschkes Anliegen war es, für die Bürsten nur zwei Materialien zu nutzen. Der Bürstenkörper besteht aus Porzellan und damit aus einem hochwertigen und enorm langlebigen Material, das leicht zu reinigen ist. Bürstenkörper und Besatz werden durch eine einfache Steckverbindung zusammengefügt, so dass kein zusätzliches Trägermaterial oder Kleber verwendet werden muss. Die beiden Bürstenfamilie für Küche und Bad bestehen aus insgesamt neun Bürsten. 

Der Jury gefiel die Arbeit mit ihrer japanischen Anmutung besonders gut. Sie sprach sich einhellig dafür aus, Anna Wanitschke den Förderpreis zuzuerkennen.
www.studiowenwan.com     

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